Beteiligungsgewerkschaft IG Metall

Ob Stromtrassen, Kita-Plätze oder der eigene Arbeitsplatz. Die Menschen in Deutschland wollen mitentscheiden. Für die IG Metall ist Beteiligung ein Schlüsselthema - und Ausdruck lebendiger Gewerkschaftsarbeit.

Es gab eine Zeit, da wurden politische Entscheidungen vorzugsweise in Hinterzimmern gefällt. Gremien tagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Funktionäre und Abgeordnete handelten so, wie sie es für richtig hielten. Diese Zeit ist vorbei.

Quer durch die Republik fordern die Bürger mehr Beteiligung. Sie wollen gehört werden und sie wollen mitbestimmen - in der Politik, am Wohnort, und vor allem am Arbeitsplatz. Sie wollen, dass die Möglichkeiten der Beteiligung und Mitbestimmung in den Betrieben ausgebaut werden.

Die IG Metall hat diesen Trend nicht nur erkannt, sie treibt ihn aktiv voran. Die IG Metall ist eine Beteiligungsgewerkschaft. Das zeigt sich auch beim Gewerkschaftstag. Bereits im Vorfeld konnten sich alle Mitglieder bei der Themensetzung einbringen.

Beteiligungsgewerkschaft IG Metal: Stimmenabgabe beim 22.Ordentlichen Gewerkschaftstag 2011. Foto: Frank Rumpenhorst

Beteiligungsgewerkschaft IG Metall: Stimmenabgabe beim 22. Ordentlichen Gewerkschaftstag 2011. Foto: Frank Rumpenhorst

Instrument dafür ist ein Debattenpapier. Das Papier ging als Beilage der Mitgliederzeitschrift metallzeitung an alle Mitglieder und ist im Internet abrufbar. Über einen Fragebogen konnten alle Mitglieder ihre Meinung an den IG Metall-Vorstand schicken - zu den Themen, die ihnen wichtig sind.

Die Rückmeldungen der Metallerinnen und Metaller sind in die Leitanträge des Gewerkschaftstags eingeflossen. Dort werden die Delegierten über einen Ausbau der Beteiligung entscheiden; und zwar für die Bereiche Tarif-, Betriebs-, und Organisationspolitik.

Tarifpolitik

Bei der Tarifpolitik steht eine stärkere Beteiligung der Mitglieder in allen Phasen einer Tarifbewegung auf der Agenda. Mögliche Formen: Mitgliederbefragungen, neue Aktionsformen, regelmäßige Feedback-Runden nach Tarifabschlüssen. Zudem könnten OT-, Anerkennungs- und Haustarifbetriebe stärker in die Tarifbewegung eingebunden werden als bisher.

Auch für Tarifverträge gemäß der Pforzheimer Vereinbarung entscheiden die Delegierten über zusätzliche Beteiligung. Zur Abstimmung steht der Grundsatz: „Kein Eingriff in Tarifverträge ohne Mitgliedervotum.“

Betriebspolitik

Die Betriebspolitik der IG Metall soll sich - so der Leitantrag - in Zukunft noch stärker auf die Einbeziehung gut informierter Belegschaften stützen. Dafür ist eine gute betriebliche Kommunikation nötig, getragen vor allem von Vertrauensleuten und Betriebsräten.

Beim Gewerkschaftstag stimmen die Delegierten darüber ab, Pilotprojekte zu starten, in denen Betriebsräte in punkto Beteiligungsorientierung und Öffentlichkeitsarbeit noch besser qualifiziert werden. Ebenfalls zur Abstimmung steht der Ausbau von Bildungsangeboten für Vertrauensleute. Schwerpunkt auch hier: Noch mehr Kompetenz beim Anstoßen von Beteiligungsprozessen.

Organisationspolitik

Bisherige und zukünftige Erfahrungen und Kompetenzen sollen gemäß Leitantrag 5 in einer „Beteiligungsverwaltungsstelle“ zusammenfließen. Die Beteiligung in Betriebs-, Mitglieder- oder Delegiertenversammlungen soll ausgebaut, neue Beteiligungsformate wie Umfragen und Zielgruppenforen sollen entwickelt werden.

Daneben entscheidet der Gewerkschaftstag über weitere Beteiligungsmethoden in der Organisationspolitik: Vernetzung erfolgreicher Beteiligungsprojekte, Austausch von Best-Practice-Beispielen, Online-Beteiligungsformen.