Neues Normalarbeitsverhältnis als arbeitspolitisches Reformprojekt

Auch wenn uns in der Eindämmung, Regulierung und Bezahlung der Leiharbeit tarifliche und betriebliche Teilerfolge gelungen sind: Nach wie vor werden sichere, unbefristete Vollzeitarbeitsverhältnisse durch prekäre und unsichere Arbeitsverhältnisse verdrängt. Fehlende Vereinbarkeit von Arbeit und Leben zwingt viele Erwerbstätige mit Kindern oder mit zu pflegenden Familienangehörigen in Teilzeitjobs oder schließt Erwerbstätigkeit ganz aus. Diesen Tendenzen setzt die IG Metall neue arbeits- politische Vorschläge entgegen.

Die unbefristete Vollzeitbeschäftigung im erlernten Beruf, zur Sicherung des Lebensunterhalts und als Teil der sozialen Einbindung, gerät zunehmend unter Druck. Die Ansprüche an Entfaltung und Gestaltung in der Arbeit steigen. Das alte Modell des Normalarbeitsverhältnisses ist in vielen Punkten brüchig. Die Lebenssituationen und Lebensentwürfe der Menschen haben sich verändert. Frauen suchen gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben, berufliche Mobilität zerreißt Familienverbünde, Single-Haushalte nehmen zu.

Eine arbeitspolitische Gestaltungsoffensive der IG Metall braucht ein zeitgemäßes Leitbild, das ein neues Normalarbeitsverhältnis beschreibt. Dessen Eckpunkte sind u. a.:

  • unbefristete, sichere Arbeitsverhältnisse mit ver- lässlicher und auskömmlicher Vergütung,
  • die flexible Anpassung der Arbeitszeit an die jeweiligen Lebensphasen, damit Erziehung und Pflege gleichberechtigt zwischen Mann und Frau erfolgen kann, sowie
  • die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung oder der Neuorientierung.

Notwendig sind hierzu ergänzende tarifliche Regelungen zur Arbeitszeit sowie individuelle soziale Absicherungen bei reduzierten Arbeitszeiten. Ein solches arbeitspolitisches Reformprojekt bedarf auch neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen, z. B. den Umbau der Sozialversicherungen und der Steuergesetzgebung.

Fragen zu: Neues Normalarbeitsverhältnis

  1. Wie wichtig ist ein unbefristetes Vollzeitarbeitsverhältnis auch in Zukunft? Welche Forderungen haben wir an die Politik, aber auch an unsere Tarif- und Betriebspolitik, um Leiharbeit, Befristungen und andere prekäre Beschäftigungsformen einzugrenzen?
  2. Wie wichtig ist uns eine an den Lebensphasen orientierte Arbeitszeit, die es erlaubt, auch Arbeitszeit zu verkürzen um Kinder zu betreuen, Angehörige zu pflegen, sich beruflich weiterzubilden, oder im Alter kürzer zu treten? Welche Schwerpunkte soll die IG Metall betriebspolitisch und tarifpolitisch anstreben, um dies umzusetzen? Welche Rolle sollen hier Langzeitkonten spielen?
  3. Was muss der Gesetzgeber tun, um eine an Lebensphasen orientierte Arbeitszeit sozialrechtlich und steuerlich abzusichern?


EDIT: Der Einsendeschluss für die beantworteten Fragebögen zum Debattenpapier und das Ende der Onlinebefragung waren Anfang Mai.