Zeit für Arbeit und Leben

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Die Debatte um die Arbeitszeit ist so aktuell wie lange nicht. Früher gab es klare Grenzen, heutzutage hat Arbeitszeit ihre Konturen verloren. Sie ist zerstückelt, flexibilisiert und intensiviert worden. Die IG Metall will auf ihrem 23. Ordentlichen Gewerkschaftstag darauf Antworten finden.

Nicht nur die Flexibilitätsanforderungen der Unternehmen sind gestiegen, auch die Beschäftigten fordern mehr persönliche Zeitautonomie. Der eine Mitarbeiter will der Leistungsverdichtung und dem Stress entgegen wirken. Ein anderer braucht einen Belastungsausgleich und Mitarbeiter mit Kindern wollen sich mehr um ihren Nachwuchs kümmern. Dazu kommt, dass die Menschen auch in ihrem persönlichen Alltag und in ihrer Freizeit zunehmend mit Flexibilitäts- und Leistungsanforderungen konfrontiert werden, die das Arrangement von Beruf und Familie immer mehr erschweren. Die Beschäftigten sagen ja zu Flexibilität, aber nicht um jeden Preis.

Die Lebensentwürfe der Menschen haben sich verändert. Eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung in der Familie erfordert andere Arbeitszeitmodelle, um Arbeit und Leben zu vereinbaren. Trotz demografischem Wandel und drohendem Fachkräftemangel  ist die Arbeitszeit noch immer sehr ungleich zwischen Männern und Frauen verteilt. Zudem bringt die zeitliche und räumliche Entgrenzung der Arbeit durch die Digitalisierung und Industrie 4.0 maßgebliche Veränderungen und Möglichkeiten.

Selbstbestimmter arbeiten

Bei der Beschäftigtenbefragung 2013 haben die Beschäftigten mit ihren Aussagen zur Arbeitszeit deutlich signalisiert, wie die Situation ist und was sie mehrheitlich wollen. Zeitliche und räumliche Entgrenzung von Arbeit sind für viele Beschäftigte alltägliche Erfahrung. Neue, auch von Beschäftigten gewünschte Arbeitsformen wie mobiles Arbeiten brauchen schützende Regelungen, damit selbstbestimmtes Arbeiten möglich ist. Flexibilität wird nicht abgelehnt, aber sie darf nicht länger eine Einbahnstraße in Richtung betrieblicher Anforderungen sein. Die Beschäftigten müssen verbindliche individuelle Rechte bekommen, um ihre Zeitbedürfnisse beispielsweise durch Zeitentnahme aus Arbeitszeitkonten verwirklichen zu können. Das erfordert eine wirksame Mitbestimmung und tarifliche Regelungen.
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Betriebliche Realität

In der Praxis weichen die realen Arbeitszeiten häufig von den tariflichen Normen nach oben hin ab. Weder Arbeitszeiten weit über 40 Stunden noch Arbeitszeit auf Abruf sind Einzelfälle. Mehrarbeit wird häufig nicht vergütet und in manchen Fällen nicht mal mehr erfasst. Steigende Leistungsanforderungen, die Gesundheit und Wohlbefinden beeinträchtigen, und zu niedrige Personalkapazitäten sind vielfach die Gründe für das Ausufern der Arbeitszeit. Gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, wird schwieriger, aber es gibt Lösungen: Lebenslauforientierte Arbeitszeiten, verkürzte Vollzeit, alterns- und altersgerechte Arbeitszeiten und Mobilarbeit.

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Die Arbeitszeit ist ein zentrales Handlungsfeld gewerkschaftlicher Betriebs- und Tarifpolitik. Sie gehört zu den Kernaufgaben der Betriebsräte und der Vertrauensleute, aber sie ist nicht nur ein betriebliches Thema. Um die Probleme wirkungsvoll im Sinne der Beschäftigten anzugehen, müssen Lösungen in der Gesellschaft und in der Tarifpolitik entwickelt werden. Auf ihrem Gewerkschaftstag will die IG Metall eine Debatte über das Thema Arbeitszeit anstoßen. Ziel ist es, überzeugende Antworten auf die Arbeitszeitprobleme zu entwickeln.

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