Mitmach-Gewerkschaft IG Metall: Fit für die Zukunft

Die Zeit der Stellvertreter-Politik ist vorbei. Die Menschen in Deutschland wollen mitbestimmen – auch wenn es um ihr Arbeitsleben geht. Das hat die IG Metall erkannt und handelt entsprechend: Auf dem Gewerkschaftstag hat sie sich noch mehr Beteiligung der Mitglieder verordnet.

Während manche Parteien und Verbände noch über Mitgliederbeteiligung reden, hat die IG Metall längst vielfältige Erfahrungen gesammelt. Beispiel Tarifpolitik: Der Erfolg von Tarifrunden wird maßgeblich von der Beteiligung der Mitglieder bestimmt. Beispiel Arbeitslatz: Mit dem Aufbau von Betriebsräten und Vertrauenskörpern schaffen Gewerkschafter dauerhafte Möglichkeiten für Beteiligung.

Dass die IG Metall eine Mitmach-Gewerkschaft ist, zeigt sich auch beim Gewerkschaftstag. Die Delegierten haben dort den Leitantrag „Beteiligungsgewerkschaft IG Metall“ beschlossen.

Der Antrag definiert Ziele und formuliert konkrete Arbeitsaufträge für die Tarif-, die Betriebs-, und die Organisationspolitik.

Tarifpolitik

Bei der Tarifpolitik steht eine stärkere Beteiligung der Mitglieder in allen Phasen einer Tarifbewegung auf der Agenda: Mitgliederbefragungen in der Phase der Forderungserstellung. Abstimmungen über betriebliche Warnstreiks. Regelmäßige Feedback-Runden nach Tarifabschlüssen. Betriebe ohne Tarifverträge oder mit Anerkennungs- und Haustarifverträgen sollen stärker in die Tarifbewegung der Branchen eingebunden werden als bisher.

Die IG Metall plant zudem eine neue Stufe des Arbeitskampfs - zwischen Warn- und Erzwingungsstreiks. Es geht um „Tagesstreiks“ in einzelnen Betrieben, die bis zu 24 Stunden dauern können, für die keine Urabstimmung nötig ist und für die die Teilnehmer Streikgeld erhalten. Die Delegierten haben den Vorstand damit beauftragt, dazu ein Konzept auszuarbeiten.

Für Tarifverträge gemäß der Pforzheimer Vereinbarung (Abweichung vom Flächentarifvertrag) gilt in Zukunft der Grundsatz: „Kein Eingriff in Tarifverträge ohne Mitgliedervotum.“

Betriebspolitik

Die Betriebspolitik der IG Metall wird sich in Zukunft noch stärker auf das Einbeziehen gut informierter Belegschaften stützen. Dafür ist eine gute betriebliche Kommunikation nötig, getragen vor allem von Vertrauensleuten und Betriebsräten. Im beschlossenen Leitantrag heißt es: „Betriebsräte sind keine Geheimräte, sondern können stolz und selbstbewusst über ihr Handeln, Konflikte mit dem Arbeitgeber und Erfolge berichten.“ Die IG Metall wird dazu neue Kommunikationsformen entwickeln.

Die IG Metall wird Pilotprojekte starten, in denen Betriebsräte in punkto Beteiligungsorientierung und Öffentlichkeitsarbeit noch besser qualifiziert werden. Bildungsangebote für Vertrauensleute werden ausgebaut. Schwerpunkt auch hier: Zusätzliche Kompetenz beim Anstoßen von Beteiligungsprozessen.

Vertrauensleute stärken

Vertrauensleute sind das Gesicht der IG Metall im Betrieb. Sie sind Gestattungs- und Gegenmacht. Deshalb wird die IG Metall ihre Vertrauensleutearbeit ausbauen – und zwar so: Mehr Austausch und Vernetzung; neue Projekte, um unterrepräsentierte Beschäftigtengruppen für die Vertrauensleutearbeit zu gewinnen; Bildungsangebote, die auf Beteiligung ausgerichtet sind.

„Ich bin sehr froh, dass das Thema Seminare für Vertrauensleute hier angesprochen wird“, kommentierte Markus Wansch, Vertrauensmann und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei MAN in Nürnberg. „Die Strukturen im Betrieb haben sich verändern. Es gibt eine ganz andere Leistungsanforderung an die Vertrauensleute als noch vor zehn, 15 Jahren.“ Fazit des Delegierten: „Ein guter Leitantrag für alle Vertrauensleute.“

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