Tarifbindung und Mitbestimmung bei Werkverträgen

Werkverträge machen vor keiner Branche und keinem Betrieb Halt. Ob Auto- oder Stahlbranche, Werften oder Luftfahrtindustrie, ob Großkonzern oder Mittelständler: Mehr als zwei Drittel der Unternehmen lagern Aufgaben aus, die zum Kerngeschäft gehören. Sie missbrauchen Werkverträge zu Lohndumping und spalten die Belegschaften. Die IG Metall will diesen Missbrauch unterbinden, das haben die Delegierten des Gewerkschaftstages beschlossen.

Für Werkvertragsbeschäftigte gelten häufig weder Tarifverträge noch gibt es in den Werkvertragsunternehmen Betriebsräte. Für die Betroffenen bedeutet das: Arbeiten zu schlechteren Bedingungen und niedrigere Entgelte als Stammbeschäftigte. Das belastet nicht nur die Beschäftigten der Werkvertragsunternehmen. Auch die Stammbelegschaften in den Unternehmen, die Kernaufgaben per Werkvertrag auslagern, geraten unter Druck. Das unternehmerische Drohszenario funktioniert so: Damit die Kosten sinken, lässt das Unternehmen per Werkvertrag Kernaufgaben billiger extern erledigen. Mit dieser Billig-Strategie steigern Unternehmen ihren Profit auf Kosten der Beschäftigten.

Leiharbeitnehmer und Werkvertragsbeschäftigte müssen besser geschützt und gerecht bezahlt werden. Die Situation von Leiharbeitern hat die IG Metall durch Tarifverträge deutlich verbessern können. Nun ist es ihr Ziel, Outsourcing und die Vergabe von Werkverträgen einzudämmen sowie die Arbeits- und Entgeltbedingungen für die Beschäftigten mit Werkverträgen zu verbessern. Sie will für den Bereich der industrienahen Dienstleistungen Tarifverträge abschließen, die über dem branchenüblichen Niveau liegen.

Mehr Einfluss für Betriebsräte

Betriebsräte müssen effektiv eingreifen können. Doch bislang stoßen die Arbeitnehmervertreter durch die veränderten Arbeitsprozesse immer häufiger an ihre Grenzen und können bei geplanter Fremdvergabe nicht eingreifen. Eine effektive Mitbestimmung ist unter diesen Bedingungen nur möglich, wenn der Gesetzgeber die Informations- und Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte ausbaut und direkte Beteiligungsmöglichkeiten der Beschäftigten ermöglicht werden. Dies fordert der Gewerkschaftstag.

Doch auch der Gesetzgeber ist gefordert. Die Regierungskoalition muss den Missbrauch durch gesetzliche Regelungen reduzieren, so wie dies im Koalitionsvertrag vereinbart wurde.

Ausgliederungen verhindern

In den nächsten vier Jahren wird die IG Metall eine Strategie entwickeln, um Ausgliederungen zu verhindern und bei den industriellen Dienstleistern die Tarifverträge so gestalten, dass die Beschäftigten angemessene Arbeitsbedingungen erhalten und zugleich ein „Tarifwettbewerb nach unten“ vermieden werden kann. Die Kampagne der IG Metall „Arbeit sicher und fair: Fokus Werkverträge“ wird fortgesetzt. Damit will die IG Metall:

  • Fremdvergabe und Outsourcing verhindern, so das vorrangige Ziel.
  • Wo Auslagerung nicht verhindert werden kann, muss die kollektive Tarifbindung für den ausgelagerten Betriebsteil durchgesetzt werden.
  • Für nicht abwehrbare Fremdvergaben müssen Mindestanforderungen für die Beschäftigten im ausgelagerten Unternehmen gelten. Diese beinhalten betriebliche Interessenvertretungen (Betriebsräte) und eine Absicherung der Beschäftigten mindestens auf dem Niveau der Branchentarifverträge.

Tarifpolitische Erschließung

Die IG Metall will die Dienstleistungsunternehmen tarifpolitisch erschließen. Da die Ausgangsposition verschieden ist, wird die IG Metall auch unterschiedlich vorgehen:

Bei den Entwicklungsdienstleistern strebt die IG Metall aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen Tarifverträge auf Unternehmensebene an.

Unternehmensspezifische Tarifverträge sollen im Bereich der Facility Services beziehungsweise Instandhaltungsdienstleistungen geschlossen werden. Für diese Unternehmen will die IG Metall bis zum nächsten Gewerkschaftstag im Jahr 2019 einen Flächentarifvertrag für industrielle Facility Services vereinbaren.

Und für die industrielle Kontraktlogistik soll zeitnah einen Flächentarifvertrag oberhalb des Niveaus der Tarifverträge des Speditions- und Logistikgewerbes geschlossen werden, der neben tariflichen Mindeststandards eine Anbindung an die Entgeltdynamik der Metall- und Elektroindustrie beinhaltet.

Material:

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