„Am meisten Druck haben wir bei der Stimmauszählung der Vorstandswahlen“

Ohne Jürgen Schenk und seine Komissionskolleginnen und -kollegen wird weder ein neuer IG Metall-Vorstand gewählt, noch ein einziger Antrag verabschiedet. Wir reden mit dem Sprecher der Mandatsprüfungs- und Wahlkommission über seine Aufgaben und politische Prominenz beim Gewerkschaftstag.

Jürgen, Deine Aufgabe beim Gewerkschaftstag klingt kompliziert und verantwortungsvoll. Was macht die Mandatsprüfungs- und Wahlkommission, deren Sprecher Du bist?
Wir sind dafür verantwortlich, dass die Wahlen und Abstimmungen beim Gewerkschaftstag ordnungsgemäß ablaufen.

Jürgen Schenk, 34, ist stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Vertrauenskörperleiter bei Schaeffler in Schweinfurt. Foto: Andreas Pleines

Jürgen Schenk, 34, ist stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Vertrauenskörperleiter bei Schaeffler in Schweinfurt. Foto: Andreas Pleines

Was heißt das?
Wir wälzen für den Gewerkschaftstag schon seit Juli viel Papier. Wir haben beispielsweise die Mandate der Delegierten überprüft. Wir haben also schon bei den Wahlen der Delegierten in den Bezirken darauf geachtet, ob das satzungsgerechte Prozedere eingehalten wurde. Wurde ordnungsgemäß zu den Versammlungen eingeladen? Sind die Protokolle korrekt? Waren die jeweiligen Delegiertenversammlungen überhaupt beschlussfähig? Solchen Fragen haben wir geklärt.

Ihr kennt jetzt also jeden Delegierten?
Ja, zumindest auf dem Papier haben wir uns alle angesehen. Wir müssen gewährleisten, dass alle gewählten Kolleginnen und Kollegen die persönlichen Voraussetzungen erfüllen, um als Delegierte beim Gewerkschaftstag abstimmen zu dürfen.

Was wird denn vorausgesetzt?
Delegierte müssen Mitglied in der IG Metall sein, und zwar ununterbrochen seit mindestens drei Jahren. Außerdem müssen sie ihren Beitrag, wie in der Satzung vorgesehen, gezahlt haben.

485 Delegierte kommen zum Gewerkschaftstag. Wie viel Arbeit bedeutete das für Euch?
Es war viel Arbeit. Aber die Kolleginnen und Kollegen vom Vorstand haben uns gut unterstützt. Fehlende Unterlagen oder Unterschriften haben bereits sie angefordert, sodass wir uns dann wirklich auf deren Kontrolle konzentrieren konnten.

Habt Ihr dann während des Gewerkschaftstags auch noch etwas zu tun oder könnt Ihr Euch dann zurücklehnen?
Auf keinen Fall. Die Arbeit geht weiter, wenn die Delegierten im Kongressgebäude ankommen. Wir müssen beispielsweise vor Ort überprüfen, wer tatsächlich da ist und ob für diejenigen, die nicht da sind, die richtigen Ersatzdelegierten angereist sind. Wir als Mandatsprüfungs- und Wahlkommission stellen die Beschlussfähigkeit des Gewerkschaftstages fest. Das geht nur, wenn wir die genaue Anzahl der Delegierten kennen und bekannt geben können.

Wann ist der Gewerkschaftstag denn beschlussfähig?
Wenn mehr als die Hälfte der stimmberechtigten Delegierten anwesend sind.

Ihr zählt beim Gewerkschaftstag aber noch mehr als die Delegierten, stimmt’s?
Wir zählen auch die Stimmen bei den Personenwahlen, also den Wahlen des Vorstandes, aus. Diese Wahlen sind geheim, wir werden die Stimmzettel auszählen. Die Anträge werden stattdessen per Handzeichen abgestimmt. Da kommen wir nur zum Einsatz, wenn das Ergebnis knapp ist und genau nachgezählt werden muss.

Ihr tragt also die Verantwortung für die Richtigkeit der Wahlergebnisse?
Ja, wir zählen öffentlich aus, wie viele Stimmen jede Kandidatin und jeder Kandidat bekommen hat. Das Ergebnis geben wir dann dem Plenum bekannt.

Auf Euch werden also im entscheidenden Moment alle Augen gerichtet sein.
Da halten dann auch die Pressevertreter mit der Kamera auf uns, das stimmt. Die Auszählung ist sicherlich der Moment, in dem wir den größten Druck haben. Auf die Ergebnisse wartet schließlich jeder. Es muss schnell gehen und es dürfen keine Fehler passieren.

Wann hättet Ihr als Mandatsprüfungs- und Wahlkommission etwas falsch gemacht?
Wenn beispielsweise mehr Stimmen abgegeben werden, als Delegierte anwesend sind. Oder wenn mehr Plätze im Saal belegt sind, als sich Delegierte bei uns angemeldet haben. Denn jeder Delegierte beim Gewerkschaftstag hat ja einen für ihn vorgesehenen Sitzplatz.

Abgesehen von den stressigen Momenten, die mit Sicherheit auf Euch zukommen werden, worauf freust Du Dich beim Gewerkschaftstag?
Die Wahlen werden definitiv spannend für mich. Aber auch auf die Antragsberatung wird interessant. Ich bin gespannt, welche politischen Signale die Politprominenz in ihren Reden geben wird.

Die Mandatsprüfungs- und Wahlkommission setzt sich aus sieben gewählten Mitgliedern aller Bezirke zusammen.