Beteiligung und Mitbestimmung

Die Mitbestimmung ist vielfach gefordert: Durch tiefgreifende Veränderungen der Unternehmens- und Betriebsstrukturen stoßen ihre Mechanismen an Grenzen. So werden Belegschaften zunehmend in Stamm-, Leih- oder Werkvertragsbeschäftigte gesplittet. Das bedeutet neue Anforderungen für Betriebsräte, JAVen, Vertrauensleute und unsere Aufsichtsratsvertretungen, um solidarisches Handeln zu gewährleisten. Auch die Digitalisierung der Arbeitswelt verändert Arbeitsprozesse in der Breite und fundamental – damit sind neue Fragen und Themen für die betrieblichen Gremien verbunden. Und nicht zuletzt ergeben sich mit der voranschreitenden Internationalisierung Herausforderungen für die Arbeit der nationalen, europäischen und internationalen Gremien.

Eine funktionierende Mitbestimmung ist wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Interessenvertretung der abhängig Beschäftigten. Um betriebspolitisch in die Offensive zu kommen und langfristig erfolgreich zu sein, müssen die Umbrüche aktiv gestaltet werden. Am besten gelingen kann uns das durch eine stärkere Verzahnung unserer betriebspolitischen Kompetenzen – von den Vertrauensleuten über die Betriebsräte, GBR, KBR und EBR bis hin zu den ArbeitnehmervertreterInnen in den Aufsichtsräten und mit den Betriebs- und UnternehmensbetreuerInnen der IG Metall. Erstens erfordert die Veränderung der Arbeitswelt, dass Betriebsräte auch bei neuen Trends wie bspw. mobiler Arbeit umfassend mitbestimmen und Beschäftigte sich direkt beteiligen können. Zweitens bedarf es mehr Beteiligungsmöglichkeiten der Beschäftigten selbst – das erfordert immer Information und Kommunikation mit den Menschen direkt. Aktive Vertrauensleute und gelebte Beteiligungspraxis sind mehr denn je Basis für solidarisches Handeln im Betrieb. Und drittens sollten alle Beschäftigtengruppen in Beteiligungsprozessen und Gremien integriert sein.

Fragen zu: Beteiligung und Mitbestimmung

  1. Welche Anforderungen stellt eine beteiligungs- orientierte Betriebspolitik an Vertrauensleute- und Betriebsratsarbeit? Welchen Stellenwert spielen Mitglieder- und Beschäftigtenvoten und -befragungen und wie gehen wir mit strittigen Meinungsbildungsprozessen um? Wie gehen wir mit dem Wunsch eines zeitlich befristeten oder projektbezogenen Engagements von Mitgliedern um?
  2. Was können wir tun, um die Arbeit der Vertrauensleute jenseits der großbetrieblichen Strukturen auszubauen und zu stärken?
  3. Wie entwickeln wir Beteiligungsstrukturen in einzelnen Bereichen, etwa in Forschung und Entwicklung und wie gehen wir damit um, dass wir im Betrieb gegebenenfalls unterschiedliche, zielgruppenspezifische Ansprache- und Beteiligungskonzepte brauchen?
  4. Welche Anforderungen haben wir an die Weiterentwicklung der Mitbestimmungsrechte für eine proaktive gewerkschaftliche Betriebspolitik? Wie können wir den Mitbestimmungsgedanken und die notwendige Anpassung von Mitbestimmungsrechten an die Anforderungen einer digitalisierten und globalen Arbeitswelt gesellschaftlich verankern und Reformdruck entwickeln?


EDIT: Der Einsendeschluss für die beantworteten Fragebögen zum Debattenpapier und das Ende der Onlinebefragung waren Anfang Mai.