Arbeitszeit- und Leistungspolitik

Die Flexibilitätsanforderungen der Betriebe hinsichtlich Länge, Dauer und Verteilung von Arbeitszeit sind gestiegen. Arbeit auf Abruf ist keine Ausnahme mehr. Eine Umkehr des Trends ist nicht zu erwarten. Die realen Arbeitszeiten weichen von den tariflichen Normen nach oben ab. Arbeitszeit wird nicht vergütet oder wird in Teilbereichen bei sogenannter Vertrauensarbeitszeit nicht mehr erfasst. Steigende Leistungsanforderungen, die Gesundheit und Wohlbefinden beeinträchtigen, und zu niedrige Personalkapazitäten sind vielfach die Gründe für die Entgrenzung der Arbeitszeit.

Arbeitszeit- und Leistungspolitik sind zentrale Handlungsfelder gewerkschaftlicher Betriebs- und Tarifpolitik. Sie gehören zu den Kernaufgaben der Betriebsräte und der Vertrauensleute. Unser Ziel ist, in diesen Feldern die Gestaltungshoheit wieder zu gewinnen. Deshalb werden wir eine neue Debatte über betriebliche und tarifliche Arbeitszeitregelungen führen.

Die Beschäftigten haben uns mit ihren Aussagen in der Beschäftigtenbefragung gerade zu diesem Thema deutlich signalisiert, was sie mehrheitlich wollen. Zeitliche und räumliche Entgrenzungen von Arbeit sind für viele Beschäftigte alltägliche Erfahrung. Neue, auch von Beschäftigten gewünschte Arbeitsformen wie mobiles Arbeiten brauchen schützende Regelungen, damit selbstbestimmtes Arbeiten möglich ist. Flexibilität wird nicht abgelehnt, aber sie darf nicht länger eine Einbahnstraße in Richtung betrieblicher Anforderungen sein. Die Beschäftigten müssen verbindliche individuelle Rechte bekommen, um ihre Zeitbedürfnisse z. B. durch Zeitentnahme aus Arbeitszeitkonten verwirklichen zu können. Das erfordert eine wirksame Mitbestimmung und tarifliche Regelungen.

Ferner sind lebenslauforientierte Arbeitszeiten durch Möglichkeiten anlassbezogener kürzerer Vollzeiten auszubauen. Alternsgerechte und gesundheitsförderliche Arbeitszeiten sind notwendig, auch um Folgen der Leistungsverdichtung zu vermeiden bzw. einzugrenzen. Mit dem Zurückdrängen des Leistungslohns hat gleichzeitig die mitbestimmte Einflussnahme auf die Leistungsvorgaben abgenommen. Leistungspolitik muss deshalb wieder ein Feld betrieblicher Mitbestimmung werden, damit Leistungsentgeltsysteme mit mitbestimmten Vorgaben und Zielen ihre Schutzfunktion erfüllen.

Fragen zu: Arbeitszeit- und Leistungspolitik

  1. Wie können betriebliche und tarifliche Arbeitszeitregelungen ausgestaltet werden, um die Balance zwischen betrieblichen Flexibilisierungsanforderungen und persönlicher Zeitautonomie zu verbessern? Was tun wir gegen den Verfall von Arbeitszeit?
  2. Was können wir tun, damit die Beschäftigten selbst zum Träger einer aktiven Arbeitszeit- und Leistungspolitik werden? Welche Rolle können Arbeitszeitkonten zur Begrenzung von Leistungsanforderungen und Personalausgleich spielen? Haben klassische mitbestimmte Leistungslohnformen eine Zukunft


EDIT: Der Einsendeschluss für die beantworteten Fragebögen zum Debattenpapier und das Ende der Onlinebefragung waren Anfang Mai.